Freitag, 26. Januar bis Sonntag, 28. Januar 2024
Heutzutage wird mitunter von den „zwei Kulturen“ gesprochen, von der literarisch-philosophischen und von der mathematisch-technischen, bzw. von „Kunst“ gegen „Wissenschaft“. Beide scheinen sich wie voneinander getrennte und rivalisierende Realitäten gegenüberzustehen. Doch ist keine der beiden ohne die jeweils andere denkbar. Obwohl es für die allermeisten der von Mathematikerinnen und Mathematikern heute als Zahlen aufgefassten Entitäten nicht mehr stimmt, sind doch alle ganzen Zahlen immer noch Wörter: 5, 63, 2311,… Umgekehrt sind zwar viele Wörter keine Zahlen, aber es gibt eine unbegrenzte Anzahl an Wörtern, die auch Zahlen sind: „fünf“,„dreiundsechzig“, „zweitausenddreihundertelf“… Und auch Musik, Poesie, Tanz und sogar Bilder, ja sogar das Kochen sind ganz wesentlich Zahl und Proportion. Allerdings sind das nicht dieselben Zahlen wie unser Kontostand auf der Bank, die Weltbevölkerung oder die astronomischen, unvorstellbaren Zahlen da oben. Zahl ist eben nicht Zahl. Was wäre der Unterschied? Gibt es mehr oder weniger lebendige Zahlen, ja sogar konviviale Zahlen, wie auch mehr oder weniger lebendige Wörter? Unter Mathematikerinnen und Mathematikern wird immerhin noch gesprochen und nicht nur gerechnet. Trotzdem scheinen sich die Zahlen von der Kultur des Wortes und der Kunst vollständig losgelöst zu haben – oder sich von ihr loslösen zu wollen. Im Zuge dessen verkümmern sie zu bloßen Instrumenten.
Wir wollen versuchen, von jenen Zahlen zu sprechen, die der Sprache und des Lebens noch nicht fremd geworden sind. Wir fragen uns, ob diese Zahlen mit dem zu tun haben, was Ivan Illich mit dem alten Ausdruck der Proportion verband. Ist es heute noch möglich, die Zahl nicht als das Unbegrenzte, das Rasende zu verstehen, sondern sie im Sinne von Verhältnis und Begrenzung aufzufassen, im Sinne einer Voraussetzung von Harmonie: die „richtige Proportion“, das „rechte Maß“? Ließe sich diese Zahlen nicht gewissermaßen im Zusammenhang mit der Ruhe, der Stille,mit Selbstbegrenzung und mit Konvivialität im Sinne Ivans denken? Oder ist die Zahl für uns unwiderruflich zu einem bloßen Instrument geworden?
Wir wollen versuchen, uns diesen Fragen mit einigen einfachen und konkreten Beispielen zu nähern, und uns nicht zu sehr in den fast uferlosen Abstraktionen dieses Themas zu verlieren.
Es freuen sich auf Euch:
Alexander Traberth, Christophe Kotanyi, Daniela Dohr, Gökhan Akkum, Hans-Friedrich Vogt,
Jonas Metzger und Kirsten Vogeler (Projektteam)
sowie Marianne Gronemeyer (Stiftung Convivial).
Wir bitten um Anmeldung bis zum 14.01.2024 per E-Mail an:
jonas.metzger[ a t ]sowi.uni-giessen.de